Wenn sich zwei einen Job teilen

“Wir wollen Vorreiterinnen sein und den Kulturwandel im Unternehmen vorantreiben.”
Audianerin Celina Beci und ihre Kollegin und Jobsharing-Partnerin Angelika Pitter sind Teil eines Pilotprojektes bei Audi. Seit März 2019 arbeiten sie im Führungstandem und teilen sich seit Oktober 2019 die Leitung der Nachwuchsprogramme in Ingolstadt. Nach über einem Jahr Jobsharing kennen Beci und Pitter die Vorzüge, aber auch die Herausforderungen dieser Arbeitsform.
Im Leitungsbüro der Nachwuchsprogramme bei Audi steht nach wie vor nur ein Schreibtisch. Celina Beci und Angelika Pitter führen die Abteilung zwar zu zweit, teilen sich aber nach Tagen auf: Beci arbeitet von Montag bis Mittwoch, Pitter von Mittwoch bis Freitag. Am gemeinsamen Tag brauchen sie den Schreibtisch im Normalfall nicht. „Der Mittwoch ist unser Teamtag“, sagt Beci. Gemeinsamer Austausch, Rücksprachen mit dem Team und Gremien stehen an diesem Tag auf der Agenda.
Vom Nachwuchs zur Leitung der Nachwuchsprogramme

Beci und Pitter arbeiten schon seit vielen Jahren bei Audi. Beide haben in den Bereichen angefangen, die sie jetzt betreuen: Pitter ist als Trainee in den Vertrieb Europa eingestiegen, Beci als Praktikantin in Marketing und Vertrieb. Für beide waren Aufenthalte im Ausland wichtige Stationen. Pitter hat in China im Rahmen eines Joint Venture dann auch erste Erfahrungen in einer Managementposition gesammelt, in der sie eng mit einem chinesischen Partner zusammengearbeitet hat. „Das fand ich damals schon durch die unterschiedlichen Sichtweisen sehr bereichernd“, sagt sie.
Mit dem Jobsharing hat Celina Beci Neuland betreten. Dass Celina Beci gerne eine andere Arbeitsweise ausprobieren möchte, hat sie beim Wiedereinstieg nach der ersten Elternzeit festgestellt: „Da habe ich gemerkt, dass eine Führungsaufgabe und Familie häufig sehr schwer vereinbar sind, und habe mich mit alternativen Arbeitsformen beschäftigt.“
Dann hat sich eine Chance ergeben: Gemeinsam haben Pitter und Beci während der Elternzeit ihren Wiedereinstieg geplant. „Wir haben gemeinsame berufliche Interessen übereinandergelegt“, erzählt Pitter. Gepasst hat es dann 2019 bei einer Leitungsposition im HR Bereich. Auf diese Position haben sie sich dann initiativ als vorbereitetes Tandem beworben. Und es hat geklappt.
Ein gemeinsamer Lernprozess
Auf die Stelle vorbereitet wurden sie von ihrer damaligen Vorgesetzten Miriam Haubner, einer starken Unterstützerin des Tandem-Modells, und von einem Coach für Change Management und Organisationsentwicklung. „Das hat geholfen, die Besonderheit der Situation zu verstehen – also beispielsweise wie wir mit dem Team gemeinsam die Anfangszeit gestalten“, erzählt Beci. Trotzdem war die Situation in dem Pilotmodell während der Startphase sowohl für die Leiterinnen als auch für das Team ungewohnt. „Das war für uns alle Neuland“, meint Beci. In regelmäßigen Rücksprachen mit dem Team wurde und wird das Modell immer wieder diskutiert und reflektiert. „Es ist ein Lernprozess, in dem wir gemeinsam wachsen“, so Beci.
Heute ist das Team gut eingespielt, die Zuständigkeiten sind sowohl im Führungstandem als auch unter den Mitarbeitenden klar strukturiert. Während der ersten Corona-Zeit, in der sich alle meist nur virtuell sehen konnten, war das besonders wichtig. „Die gute Struktur hat uns durch die Krise gebracht“, ist sich Beci sicher.

Innovatives Führungsmodell für alle Lebenslagen
Das Arbeiten im Tandem ist ein ständiger Lern- und Optimierungsprozess. Hierfür müssen unter anderem die IT-Rahmenbedingungen angepasst werden. Insgesamt sehen sie das Konzept Jobsharing aber durchweg positiv: „Am meisten beeindruckt mich der Austausch. Jeder hat andere Blickwinkel, Erfahrungen und Meinungen“, sagt Pitter. Die beiden treffen die wichtigen Entscheidungen nach dem Vier-Augen-Prinzip und unterstützen sich gegenseitig.
Mittlerweile können Leitende bei Audi in der Laufbahnplanung hinterlegen, ob er oder sie an einer Tandemführung interessiert ist. „Wenn alle an einem Strang ziehen, sowohl Vorgesetzte, Team und alle Schnittstellenpartner, kann Jobsharing in vielen Positionen funktionieren“, so Pitter. Und auch Beci findet das Pilotprojekt wichtig: „Ich bin überzeugt, dass das Modell eine sinnvolle Ergänzung zu flexiblen Arbeitszeiten bei Audi ist und damit einen wichtigen Beitrag zur lebensphasenorientierten Arbeitszeitgestaltung und Chancengleichheit leistet“, sagt sie.