Ingolstadt
Nachhaltigkeit in der Lieferkette: Herausforderung und Chance zugleich

Audi e-tron S Sportback: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 26,0–24,6 (NEFZ) | 28,1–25,7 (WLTP)CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Audi e-tron S Sportback: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 26,0–24,6 (NEFZ) | 28,1–25,7 (WLTP)CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Um dem gerecht zu werden, entwickelt das Unternehmen umweltbezogene Standards, setzt sich kontinuierlich für bessere Arbeitsbedingungen ein und integriert zunehmend neue Technologien, um die Nachvollziehbarkeit in der Lieferkette zu steigern. Herausforderung und Chance zugleich, wie Marco Philippi, Leiter der Strategie Beschaffung, und seine Kollegin Johanna Klewitz, Koordinatorin für Nachhaltigkeit der Strategie Beschaffung, im Interview erklären.
Herr Philippi, warum steht die Lieferkette bei Audi in punkto Nachhaltigkeit verstärkt im Fokus?
Marco Philippi: Weil hier bis zum Jahr 2025 etwa ein Viertel aller CO₂-Emissionen bei Audi entsteht. Die Batterie eines Elektroautos bringt einen großen CO₂-Rucksack aus vorgelagerten Herstellungsprozessen mit. Den wollen wir so gut es geht verringern, noch bevor das Auto beim Kunden ankommt. Auch die verwendeten Rohstoffe sind mit Risiken verbunden. Der Umstieg auf Elektromobilität schafft innerhalb der Lieferkette also völlig neue Herausforderungen. Gleichzeitig ergeben sich auch neue Chancen, und die wollen wir nutzen.
“Wir sind davon überzeugt, dass unsere Lieferanten eine Schlüsselrolle für den Erfolg in Sachen Nachhaltigkeit spielen.”
Wie holt man ein Netzwerk von mehr als 14.000 direkten Zulieferern weltweit an einen Tisch, um über mehr Nachhaltigkeit zu sprechen?
Marco Philippi: Unsere Lösungsansätze sind vielfältig. Sie reichen von Lieferanten-Workshops über die digitale, vernetzte Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern bis hin zu klaren Verpflichtungen, wie zum Beispiel dem Einsatz von Grünstrom in der Zellherstellung. Wir haben eine klare Strategie, die wir verfolgen, und unseren Partnern ist bewusst, dass auch sie als Zulieferer große Verantwortung tragen.
Johanna Klewitz: Vor über einem Jahr haben wir mit unserem Sustainability-Rating (S-Rating) bereits ein verbindliches Vergabekriterium etabliert, das uns dabei hilft, Lieferanten in den Bereichen Soziales und Umwelt zu bewerten. Wir arbeiten ausschließlich mit Partnern zusammen, die unsere Werte teilen. Denn wir sind davon überzeugt, dass unsere Lieferanten eine Schlüsselrolle für den Erfolg in Sachen Nachhaltigkeit bei Audi spielen.

Der Volkswagen Konzern verursacht mit seinen Pkw ein Prozent der globalen, vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen. Gleichzeitig war er einer der ersten, der sich zum Pariser Klimaabkommen bekannt hat. Mit der Vision, bis 2050 bilanziell klimaneutral zu agieren. Sind Sie auf einem guten Weg, Ihr Ziel zu erreichen?
Johanna Klewitz: Wir arbeiten mit ganzer Kraft daran, und zwar in allen Bereichen des Unternehmens. 2019 haben wir beispielsweise am Standort Neckarsulm durch unseren Aluminium-Recycling-Prozess mehr als 150.000 Tonnen CO₂ bilanziell eingespart. Wir speisen den Aluverschnitt aus dem Presswerk direkt in einem „Closed Loop“ zurück in den Materialkreislauf, benötigen dadurch weniger Primäraluminium und stoßen ergo weniger CO₂ aus. In diesem Jahr haben wir den Prozess auch im Werk Ingolstadt ausgerollt, nächstes Jahr folgt dann das Werk im ungarischen Györ. Wir sehen uns auch weitere Materialien an, die wir in Kreisläufen führen können.
Marco Philippi: Neben unseren direkten Lieferanten gewinnt sukzessive auch unsere Vorkette extrem an Bedeutung – hier entsteht ein Großteil der CO₂-Emissionen. Durch enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern wollen wir zunehmend Transparenz in die Lieferkette bringen. So verstehen wir immer besser, mit welchen Maßnahmen wir ansetzen müssen, um ganz am Anfang die Weichen richtig zu stellen. Wir wollen alle Akteure aktiv unterstützen, auch Zwischentechnologien fördern und schrittweise vorgehen, um unsere Vision zu erreichen.

Audi e-tron S Sportback: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 26,0–24,6 (NEFZ) | 28,1–25,7 (WLTP)CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Audi e-tron S Sportback: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 26,0–24,6 (NEFZ) | 28,1–25,7 (WLTP)CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Die Nachhaltigkeitsbestrebungen bei Audi beziehen sich allerdings nicht nur auf die Reduzierung von CO₂, sondern auch auf den sorgsamen Umgang mit Ressourcen sowie die Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette.
Johanna Klewitz: Hier ist der Umgang mit der Ressource Wasser ein gutes Beispiel. Für ein nachhaltiges Wassermanagement analysieren wir gemeinsam mit unseren Lieferanten potenzielle Risiken in unserer Lieferkette. Dazu zählt die Identifikation von Prozessen, für die überdurchschnittlich viel Wasser nötig ist. Wir etablieren Kontrollmechanismen und erarbeiten standortabhängige Konzepte, um die Wasserversorgung für Lieferanten und unser Produktionsnetzwerk sicherzustellen ohne dass dies negative Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Auch hier liegen Chancen in geschlossenen Kreisläufen. Doch im Gegensatz zu CO₂-Emissionen funktioniert nachhaltiges Wassermanagement nur lokal, weil die Gegebenheiten vor Ort entscheidend sind für den Erfolg.
Marco Philippi: Neben Umweltschutz konzentriert sich unsere Lieferketten-Strategie ganz klar auch auf soziale Herausforderungen. In einem Audi stecken rund 1.600 Kilogramm an unterschiedlichen Rohstoffen – das hinterlässt nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen sozialen Fußabdruck. Lassen Sie mich als Beispiel noch einmal auf das Thema Aluminium zurückzukommen: Für die Herstellung von Aluminium sind natürliche Ressourcen nötig. Beim Abbau von Bauxit müssen wir uns beispielsweise auch mit den Standorten der Minen und den Belangen der lokalen Anwohner befassen. Deshalb reicht es hier nicht, dass wir uns nur ansehen, was bei unseren direkten Lieferanten passiert – wir müssen Verantwortung übernehmen und als Unternehmen, und als relevanter Kunde, mit unseren Standards Stellung beziehen.

Wie kann das bei einer derart komplexen Lieferkette bis ins Detail gelingen?
Marco Philippi: Indem wir unsere Managementsysteme auf den Prüfstand stellen, anpassen und erweitern, und Kriterien festlegen, die menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Lieferkette fördern. Der lösungsorientierte Dialog mit Partnern ist hier zentral. Wir haben zum Beispiel einen „Hot-Spot-Ansatz“ gewählt, der 16 kritische Rohstoffe betrachtet. Der derzeit relevanteste Hot-Spot betrifft Batteriematerialien, insbesondere Kobalt. In enger Zusammenarbeit mit den Batterielieferanten verfolgen wir eine Strategie bestmöglicher Transparenz – vom Abbau des Rohstoffs bis zur Herstellung des fertigen Produkts. Transparenz ist die Grundvoraussetzung, um dann die Lieferketten gemäß unseren Standards steuern zu können.

Liegt die Verantwortung damit ausschließlich bei den Zulieferern?
Johanna Klewitz: Nein. Wie bereits anfänglich erwähnt, erreichen wir einen ganzheitlichen Ansatz innerhalb der Lieferkette nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Wir setzen deshalb verstärkt auf Innovationen und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz. KI hilft uns dabei, Nachhaltigkeitsrisiken in unserer Vorkette rechtzeitig zu erkennen und entsprechend einzugreifen.
Marco Philippi: Solche Innovationsansätze entstehen erst durch den kontinuierlichen Austausch mit allen Stakeholdern. Ein Großteil der Ideen stammt aus gemeinsamen Workshops und Hackathons, die wir mit weiteren, neuen Ansätzen unter dem Programm „Audi Act 4 Impact“ bündeln. In der aktuellen Corona-Krise ist uns zum Beispiel klargeworden, dass wir noch weitere Kanäle benötigen, um in Kontakt mit unseren Lieferanten zu treten. So haben wir innerhalb kurzer Zeit eine digitale Lernplattform etabliert, auf der wir beispielsweise Online-Schulungen zum S-Rating anbieten. Gemeinsam mit unseren Zulieferern können wir hier viel bewegen und einen positiven Einfluss ausüben.