Inklusion bei Audi: „Ich habe eine Stimme“

Gehörlose beim Premiumhersteller? Audi zeigt, wie’s geht.

02.12.2022 Lesezeit: 4 min

Audianer_in Vanessa (Mitte) mit Gebärdendolmetscherin Vanessa Stöhrl und ihrem Kollegen Mathias.
Audianerin Vanessa (Mitte) mit Gebärdendolmetscherin Vanessa Stöhrl und ihrem Kollegen Mathias. Vanessa und Mathias sind gehörlos.

Die Integration schwerbehinderter und leistungsgewandelter Menschen ist ein wichtiges Ziel der Personalarbeit bei Audi. Die Vier Ringe wollen noch bessere Voraussetzungen dafür schaffen, dass alle Mitarbeitenden ihre Fähigkeiten optimal einbringen können.

Seit vielen Jahren engagiert sich Audi an seinen Standorten für Inklusion im Unternehmen und kümmert sich um die Gesundheit der Audianer_innen. Ob blinde oder sehbehinderte Mitarbeitende, Rollstuhlfahrer_innen, Gehörlose oder Personen mit Autismus: Insgesamt beschäftigt die AUDI AG aktuell fast 3.400 Menschen mit Behinderungen unterschiedlichster Art an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm, inklusive Auszubildenden. Das entspricht einer Quote von sechs Prozent Schwerbehinderten im Unternehmen und liegt über dem gesetzlich geforderten Anteil. Jährlich gehen acht bis zehn Ausbildungsplätze an junge Menschen mit Schwerbehinderung, sodass in den vergangenen zehn Jahren rund 80 schwerbehinderte Menschen in Ingolstadt und Neckarsulm ausgebildet und anschließend fest eingestellt wurden.

Alternative Arbeitsplätze für leistungsgewandelte Mitarbeitende

Darüber hinaus gehören zur Audi Familie Menschen mit Tätigkeitseinschränkungen, die täglich ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Über das „50-Planstellen-Programm“ werden beispielsweise Mitarbeitenden aus der Fertigung Möglichkeiten zum Einsatz im Dienstleistungsbereich zur Verfügung gestellt, sollten sie in der Produktion aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. Diese leistungsgewandelten Mitarbeiter_innen übernehmen unter anderem Servicedienstleistungen wie das Ausliefern von Smartphones und Tablets.  

Das Ziel des 50-Planstellen-Programms ist, den Mitarbeitenden eine langfristige Perspektive zu geben“

Tobias Munzel – Inklusionsbeauftragter, Audi Ingolstadt

„Das Ziel des 50-Planstellen-Programms ist, den Mitarbeitenden eine langfristige Perspektive zu geben, so dass sie nach zwei Jahren unbefristet in der Abteilung übernommen werden können“, sagt Tobias Munzel, Inklusionsbeauftragter bei Audi in Ingolstadt. Auch in der Logistik, im Originalteilelager sowie in der Aggregate-Aufbereitung sind viele Leistungsgewandelte beschäftigt.

Inklusion bei Audi: Barrierefreiheit, Ergonomie, Wertschätzung

Die Gründe für das Engagement der Vier Ringe sind vielfältig. Vielfalt in Unternehmen ist ein Erfolgsfaktor und Behinderung ist Teil dieser Vielfalt. Darüber hinaus existieren gesetzliche Anforderungen: Seit 2001 müssen in Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitenden fünf Prozent gleichgestellt oder schwerbehindert sein.

 

„Wir profitieren von jeder einzelnen einzigartigen Sichtweise“, erklärt Szonja Pajor, HR Business Partner und Inklusionsbeauftragte bei Audi in Neckarsulm. „Dafür muss jedoch eine Atmosphäre herrschen, in der alle, egal welche Voraussetzungen sie mitbringen, ihre Kenntnisse und Talente optimal einbringen können“, sagt Pajor.

 

Um das zu erreichen, liegt einer der Schwerpunkte für die Integration und Inklusion behinderter Menschen auf Ergonomie und Barrierefreiheit. Schließlich profitieren von sich automatisch öffnenden Türen alle Audianer_innen. „Aber das Wichtigste ist, dass man aufeinander aufpasst“, sagt Rupert Klinger, Gesamtschwerbehindertenvertreter bei Audi von 2014 bis 2022. Inklusion sei mehr als ein ergonomischer Arbeitsplatz oder eine Lesehilfe, so Klinger. Der Blick werde nicht auf die „Defizite“ der einzelnen Mitarbeitenden gerichtet, sondern auf deren Stärken und Potenziale.

Rücksichtsvolles Eingehen auf Autisten wie unter Asperger Leidende: mehr Zeit, mehr Pausen

Tim sitzt mit einem Laptop an einem Tisch in der Caffeteria

Rücksichtsvolles Eingehen auf Autisten wie unter Asperger Leidende: mehr Zeit, mehr Pausen

Wie gut das funktionieren kann, zeigt das Beispiel Tim. Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker mit dem Schwerpunkt Anwendungsentwicklung bei Audi in Ingolstadt arbeitet er heute in der Abteilung für Qualitätssteuerungssysteme. Der 23-Jährige weiß seit seiner Grundschulzeit, dass er das Asperger-Syndrom hat, eine Form des Autismus. Autist_innen fällt es nicht nur schwer, während eines Gespräches jemandem direkt ins Gesicht zu sehen oder Ironie und Sarkasmus zu erkennen, sie benötigen gerade zum Arbeiten auch mehr Ruhe und Raum für sich. Das Umfeld sollte dementsprechend informiert sein und geduldig darauf eingehen.

 

Bei Audi konnte Tim seinen Schreibtisch in einem Großraumbüro in einer Ecke ganz für sich einrichten, sodass er weitgehend ungestört arbeiten kann und nicht ständig jemand an ihm vorbeiläuft. Und er hat gelernt, seine Bedürfnisse zu äußern. „Ich bin mit an sich simplen Situationen manchmal überfordert und brauche dann einfach Zeit.“ Etwas, das die Kolleg_innen wüssten, sein Umfeld sei sehr verständnisvoll.

Tim sitzt mit einem Laptop an einem Tisch in der Caffeteria
Tim arbeitet bei Audi in der Abteilung für Qualitätssteuerungssysteme. Der 23-Jährige weiß seit seiner Grundschulzeit, dass er das Asperger-Syndrom hat, eine Form des Autismus.

Inklusion bei Audi auch für Auszubildende

Bewirbt sich ein junger Mensch mit Behinderung bei Audi um einen Ausbildungsplatz, gibt es nicht nur ein persönliches Kennenlernen mit den Trainer_innen, sondern darüber hinaus die Möglichkeit, während eines Praktikums gemeinsam mit bereits etablierten Auszubildenden auszuprobieren, ob der Job und der Arbeitsplatz sowie das Umfeld zu einem passen.

„Für die Mitschüler_innen sind Menschen wie Tim ein Gewinn“, meint Christoph Hermreck, Leiter Audi Berufsausbildung und duale Studienprogramme Ingolstadt. „Sie lernen nicht nur, präziser zu kommunizieren, sondern etablieren auch einen achtsamen Umgang miteinander und eine Wertschätzung für die eigene privilegierte Situation.“ Ein echter Bonus für den Zusammenhalt des Teams und ein wichtiger Schritt in Richtung Integration von Behinderten.

Vanessa steht neben ihrem ebenfalls gehörlosen Kollegen Mathias in einem Flur
Vanessa mit ihrem ebenfalls gehörlosen Kollegen Mathias.

Gehörlose und Schwerhörige bei Audi Neckarsulm: mehr Tools

Auch Vanessa hat ihre Ausbildung bei Audi absolviert. Seit 2010 arbeitet die Gehörlose in der Montage des Audi A6 in Neckarsulm. Ihr Kollege Mathias ist ebenfalls gehörlos und nach 22 Jahren Produktion jetzt für das Gebäudemanagement aktiv. „Meine Abteilung ist sehr aufgeschlossen, auch neuen technischen Möglichkeiten gegenüber, und äußerst hilfsbereit“, erzählt der 46-Jährige. Wünschen würden sich Mathias und Vanessa noch mehr technische Unterstützung für sich und ihre 53 gehörlosen Kolleg_innen in Ingolstadt und Neckarsulm, beispielsweise in Form von IT-Programmen, die Sprache in Text umwandeln.

 

Denn im Alltag gestalte sich die Kommunikation mit Kolleg_innen manchmal schwierig, berichten sie. Es bleibe häufig wenig Zeit, um in Ruhe etwa über das Textprogramm eines Smartphones zu korrespondieren oder etwas aufzuschreiben, erklärt Vanessa. „Kommunikation zwischen Tür und Angel, wie sie bei Hörenden funktioniert, gibt es für mich nicht“, sagt die 31-Jährige.

... hier bei Audi habe ich eine Stimme, ich werde nicht übergangen

Vanessa – Mitarbeitende Montage, Audi Neckarsulm

Um Gehörlosen und Schwerhörigen eine bessere Teilhabe zu ermöglichen, sind seit drei Jahren bei Audi Neckarsulm während Betriebsversammlungen, Arztgesprächen, Unterhaltungen mit Vorgesetzten oder bei den wöchentlichen Gruppengesprächen, wenn es möglich ist, diplomierte Gebärdendolmetscher_innen anwesend. Spontan geht das natürlich nicht, hier sind viel Engagement und Organisation aller Beteiligter aus Produktion, Personalwesen und Betriebsrat gefragt.

 

„Wir wollen die Inklusion Gehörloser so gestalten, dass sie gleichberechtigt sind“, sagt Kai Loeprecht. Er ist Vertrauensperson der Schwerbehindertenvertretung in Neckarsulm. Dabei stehe die Selbstbestimmtheit an erster Stelle. Wer also nicht über Dolmetscher_innen kommunizieren möchte, muss das auch nicht. „Wir prüfen darüber hinaus, welche weiteren technischen Möglichkeiten es gibt, um die Kommunikation zu optimieren“, ergänzt Szonja Pajor. Nicht jeder individuelle Wunsch könne erfüllt werden, Ziel sei aber eine würdige Kommunikation untereinander – über alle Kanäle hinweg.

Inklusion am Audi Arbeitsplatz

„Ich bin dankbar, dass Audi Menschen mit Behinderung einstellt und es ihnen ermöglicht, einen normalen Arbeitsplatz zu haben“, sagt Vanessa. „Für mich ist die Gehörlosigkeit aber keine Behinderung. Ich weiß, hier bei Audi habe ich eine Stimme, ich werde nicht übergangen und es wird nichts einfach für mich entschieden.“

Auch Tim würde nichts an sich oder seiner Situation ändern wollen. „Asperger macht mich zu dem Menschen, der ich bin, und ich mag mich so, wie ich bin.“ Und das gilt auch für seinen Arbeitsplatz.

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