Győr
Wie Audi Ungarn Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz zusammenbringt

Augen schließen und nicht lange überlegen!
Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie sich die schönste Form nachhaltiger Mobilität vorstellen? Wir haben zwar keine hundert Leute gefragt, die Top-Antworten liegen dennoch auf der Hand. Wer jetzt an den neuen
Audi e-tron Sportback denkt, ist schon auf einer heißen Spur. Aber auch fast schon zu schnell unterwegs! Denn kompromisslose
Nachhaltigkeit in der Mobilität setzt weitaus früher an als am Fahrzeug selbst. Deswegen will Audi bis 2025 alle Werke weltweit klimaneutral aufstellen, sodass trotz täglicher Produktion für Audi die Menge an CO₂ in der Atmosphäre auf gleichem Niveau bleibt.
Über die Mammutaufgabe, ein ganzes Werk mit über fünf Millionen Quadratmetern Grundfläche und mehr als 13.000 Mitarbeitern nachhaltig werden zu lassen:

Alfons Dintner bringt den Wandel voran: Bereits 2020 wird Audi Hungaria komplett CO₂-neutral aufgestellt sein.
Herr Dintner, Sie sind erst seit 1. Oktober 2019 Vorstandsvorsitzender von Audi Hungaria und haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt. Bereits 2020 soll das Werk komplett CO₂-neutral werden. Warum ist das für Audi wichtig und was wurde bereits erreicht?
Alfons Dintner: Zuerst müssen wir Unternehmer uns eins verdeutlichen: Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz müssen – nein – dürfen sich in Zukunft nicht mehr ausschließen. Doch es reicht nicht, diesen Zusammenhang nur zu verstehen.
Audi Győr und ich möchten sichtbar für dieses Umdenken stehen. Daher ist unser Ziel zwar ehrgeizig, aber auch eine logische Konsequenz aus unserem Leitsatz.
Das Audi Werk in Ungarn ist bereits seit Jahren ein Beispiel dafür, wie nachhaltige Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette eingesetzt werden. So wird die Wärmeversorgung von Audi Hungaria bereits heute zu rund 70 Prozent aus klimaneutraler, geothermischer Energie gedeckt. Im Jahr 2018 wurden damit rund 27 Gigawattstunden eingespart, was dem Energiebedarf von rund 13.000 Haushalten oder 12.900 Tonnen CO₂ entspricht. Außerdem arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern daran, die Lieferkette nachhaltig zu gestalten und genutzte Ressourcen den geschlossenen Kreisläufen erneut zuzuführen und – sofern möglich - vollständig wiederzuwenden. Das gelingt uns schon fast, da wir unsere Abfallmenge aktuell bereits zu 99 Prozent wiederverwerten. Ebenso installieren wir hier wie in allen Audi-Werken innovative Technologien, die unseren Wasserverbrauch reduzieren, Luftschadstoffe vermeiden und das Recycling verbessern.

Welche Meilensteine müssen Sie auf dem Weg zum klimaneutralen Werk in Ungarn noch realisieren?
Um unser Ziel eines CO₂-neutralen Audi Hungaria zu erreichen, müssen wir überall genau hinschauen, immer wieder hinterfragen und alles auf den Prüfstand stellen.
So wollen wir, nachdem wir bereits unsere Wärmeversorgung nahezu klimaneutral aufgestellt haben, das zukünftig auch für die Stromversorgung erreichen. Ein intelligentes Energiemanagement mit klimaneutraler Energie ist darauf unsere Antwort. Die Dächer unserer beiden Logistikzentren werden seit diesem Sommer komplett mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Mit einer Fläche von rund 160.000 Quadratmeter sind das über 22 Fußballfelder voller Solarmodule, die ständig für uns arbeiten. Ich bin besonders stolz, dass wir als Audi Hungaria die größte Photovoltaik-Anlage Europas haben.
Denn wenn die Anlage im nächsten Jahr in Betrieb geht, wird sie jährlich mehr als 9,5 Gigawatt-Stunden saubere Energie produzieren, was den Bedarf von 5.000 Haushalten entspricht. Insgesamt können wir mit dem Grünstrom aus der Sonnenenergie rund 6.000 Tonnen CO₂ einsparen. Genau das sind intelligente Lösungen, die Unternehmen künftig vorantreiben. Ich finde die Vorstellung toll, dass unser Sonnenenergiepark uns dabei hilft, Auswirkungen unserer Produktion auf die Umwelt enorm zu reduzieren.

Die Photovoltaikanlage wird
9,5
Gigawatt-Stunden saubere Energie produzieren
5.000
Haushalte beliefern können
6.000
Tonnen CO₂ einsparen
“Ich höre oft den Satz, dass der Einzelne zu unwichtig ist, um etwas Großes zu bewirken. Ich sehe es genau andersherum: Wir sind zu viele, um nichts zu tun.”
Was tun Sie in Ihrem Privatleben für mehr Nachhaltigkeit?
Ich versuche gegen die Wegwerf-Gesellschaft und für mehr Wiederverwendung einzustehen. Einer meiner großen Leidenschaften ist zum Beispiel Koffein, ich trinke täglich mehrere Becher Kaffee. Dafür habe ich eine Sammlung an Tassen, die jederzeit griffbereit auf meinem Schreibtisch und in meiner Küche auf den nächsten Einsatz warten - Ich nehme sie mit zum Mittagessen und auf Termine. Außerdem liebe ich jeden Besuch in Cafés in welchen ich in schöner Atmosphäre meinen Kaffee wirklich genießen kann. Jährlich werden 2,8 Milliarden Kaffeebecher in der Hektik des Tages einfach weggeworfen. Coffee-to-go – das ist für mich ein klares No-Go.
Außerdem versuchen wir, bewusster und nach unserem wirklichen Bedarf einzukaufen, damit wir weniger Essen wegschmeißen müssen. In der EU wandern jährlich rund 88 Tonnen Lebensmittel vom Kühlschrank direkt in den Müll, pro Kopf sind das 173 Kilogramm. Für mich ist das nicht nur eine Katastrophe für unsere Natur, sondern auch für unsere Mitmenschen – man könnte mit dieser Menge tausende Menschen zusätzlich ernähren.
Was jeder Einzelne bewirken kann, zeigt eine Mitarbeiterin von Alfons Dintner. Veronika Kerpel, Quality Engineer in Győr, stellte ihr Projekt "Lebensraum für Bienen unter den Solarmodulen" bei der One Young World 2019 vor.