Audi in der Transformation – wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?

Frau Maaßen, Audi steht vor der wahrscheinlich größten Transformation seiner Geschichte. Wie macht sich der Wandel konkret bemerkbar?
Sabine Maaßen: Wir sind bereits mitten in der Transformation! Unser gesamtes Umfeld wandelt sich: Gesetze, Technologien, Produkte, Prozesse, unsere Kundschaft und deren Bedürfnisse. Vor allem betrifft der Wandel aber die Menschen, die für uns arbeiten. Deshalb müssen wir unseren Mitarbeitenden Sicherheit geben – mit klaren Zielen und formalen Strukturen, die konsequent auf die Zukunft ausgerichtet sind. Denn eine Mobilität zu gestalten, die eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft sichert, gehört zu den spannendsten Aufgaben unserer Zeit. Und ich spüre, dass unsere Belegschaft bereit dafür ist.
So viel Veränderung macht Menschen natürlich auch skeptisch. Wie schafft man es, dass hier alle Mitarbeitenden an einem Strang ziehen?
Mit unserer Unternehmensstrategie Vorsprung 2030 haben wir einen klaren Plan in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung. Damit geben wir unseren Mitarbeitenden Orientierung – das ist essenziell für eine erfolgreiche Transformation. Denn die Menschen bei Audi machen den Erfolg von morgen aus. Wir gestalten gemeinsam mit ihnen den Wandel und betreiben so die Transformation von innen heraus. Wir möchten jeder und jedem Einzelnen die Chance geben, sich immer wieder einzubringen und weiterzuentwickeln.
„Wir betreiben die Transformation von innen heraus.“
Welche Berufe und Berufsfelder braucht es denn für den technologischen Wandel bei Audi?
Das Auto der Zukunft wird immer mehr zum Mobile Device und so verändern wir auch unsere Entwicklungsprinzipien mehr und mehr in Richtung einer Tech Company – Software vor Hardware oder Konzeption der Fahrzeuge von innen nach außen. Daher liegen die Zukunftsarbeitsplätze klar in den Bereichen IT, Automatisierung und Elektromobilität. Besonders gefragt sind zum Beispiel Softwareentwickler, Data Analysts, IT Security Officer und Architects oder Berufe im Bereich der Batterietechnologie.
Diese Kompetenzen finden sich oft in Start-Ups. Audi hingegen ist ein gewachsener Konzern. Viele Strukturen haben sich über einen langen Zeitraum gefestigt. Glauben Sie, dass in diesem auf Stabilität ausgelegten System genügend Flexibilität für Wandel vorhanden ist?
Ständige Veränderung ist ein Teil unseres Lebens. Audi soll in meinen Augen ein Unternehmen sein, das zukunftsfest nach vorne geht, das bedeutungsvolle Technik für eine nachhaltige Mobilität von morgen schafft. Wir bewegen uns weg von klassischen Strukturen mit starren Hierarchien hin zu einer Arbeitsorganisation mit mehr Flexibilität. Und dazu haben wir die besten Voraussetzungen: eine Top Mannschaft bereits an Bord, ein gezieltes Recruiting für bis zu 2.000 neue Stellen im Bereich Digitalisierung und E-Mobilität und einen synergetisch funktionierenden Konzernverbund.
„Wir sind überzeugt, dass wir eine top Mannschaft an Bord haben. Und wo wir besondere Unterstützung brauchen, setzen wir auf gezieltes Recruiting.“

Ihr Signal an die Mitarbeitenden ist also, dass sich niemand Sorgen machen muss?
Alle, die sich auf die Transformation einlassen, gehen den Weg mit uns gemeinsam. Mit Audi.Zukunft und der Beschäftigungsgarantie bis 2029 gibt das Unternehmen den dafür nötigen, sicheren Rahmen. Wir haben beispielsweise in Neckarsulm mit zwölf Mitarbeitenden aus der Produktion eine Qualifizierung zur Software-Spezialistin oder zum Software-Spezialisten gestartet. Es hat geklappt – aktuell rollen wir das Konzept auch in Ingolstadt aus.
Viele Mitarbeitende haben ihre Wurzeln in klassischen, oft handwerklichen Automobil-Berufen. Wie finden sie unter ihnen diejenigen, die bereit für einen Wechsel in digitale Berufsfelder sind?
Bei Audi schlummern zahlreiche Talente. Viele haben neben ihrer beruflichen Tätigkeit verborgene Fähigkeiten und Kenntnisse, die es zu fördern gilt. Einige programmieren in ihrer Freizeit Websites oder beschäftigen sich mit der Optimierung von Gaming-PCs. Genau diese Mitarbeitenden wollen wir mit Programmen wie Digital Shift und Digital Future ansprechen. Hier greifen wir auf ein unkonventionelles Recruiting-Konzept zurück, das auf Interessen statt Abschlüsse setzt. Wir orientieren uns dabei nicht klassisch am Werdegang unserer Mitarbeitenden, sondern schauen: Wer hat eine IT-Affinität?
Können Sie uns weitere, hilfreiche Initiativen von Audi nennen, die die Mitarbeite auf dem anstehenden Weg der Transformierung mitnehmen sollen?
Die Zusammenarbeit mit externen Partnern ist für eine Transformation dieser Größenordnung enorm wichtig. Deshalb arbeiten wir auf unterschiedlichster Ebene mit Universitäten oder Talentschmieden zusammen. Seit 2017 haben beispielsweise über 700 Mitarbeitende eine Weiterbildung an der Online-Akademie Udacity erfolgreich absolviert. Auch unsere Stipendien und Zusammenarbeit mit den beiden Coding-Schulen 42Heilbronn und 42Wolfsburg sind wichtige, wegweisende Projekte.
Wie sehen Sie das Thema Nachwuchs in der Zukunft? Was wird sich hier tun?
Unser Fokus auf berufliche Zukunftsfelder beginnt schon in der Ausbildung. Wir fördern damit von Anfang an elementare Kompetenzen, die für die Arbeit von morgen entscheidend sein werden. Wir bilden in digitalen Berufen aus, die es vorher bei uns nicht gab. Und wir vermitteln 20 Prozent der Lerninhalte mobil.
Stichwort: digitales Lernen & Arbeiten. Allein durch Corona hat sich ja unglaublich viel verändert.
Ja! Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Digitalisierung, Transformation und Kulturwandel darauf kommt es an. Ein Zurück zum klassischen Arbeitsmodell im Unternehmen, wird es nicht geben. Derzeit werden viele Varianten des Home-Office gelebt. Deshalb arbeiten wir an einem Konzept für ein hybrides Unternehmen, das über unsere Betriebsvereinbarung zu mobilem Arbeiten hinausgehen. Dafür haben wir das Projekt „Better Normal“ ins Leben gerufen. In diesem Rahmen kommen Arbeitsmodelle zum Einsatz, die eine Kombination aus mobilem, halbmobilem und bürobasiertem Arbeiten ermöglichen. Diese Modelle bauen auf gegenseiteigen Vertrauen zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen auf.
Eine Transformation bringt gleichzeitig auch viel Unbekanntes mit sich. Wie schaffen Sie Sicherheit für Ihre Mitarbeitenden?
Veränderung ist Teil der Audi-DNA: Innovation geschieht nur durch Veränderung. Das hat die Vier Ringe in ihrer Geschichte immer stark gemacht. Basis in der Zusammenarbeit sind immer unsere Unternehmenswerte: Wertschätzung, Offenheit, Verantwortung und Integrität. Diese Werte geben Orientierung und Sicherheit für das Miteinander: Sie stärken das Wir-Gefühl und helfen, Entscheidungen zu treffen, Kompetenzen zielführend einzubringen und schneller auf Fehler aufmerksam zu werden.