Audi engagiert sich für mentale Gesundheit

Neue gesellschaftliche Entwicklungen und die Transformationsprozesse in der Industrie verändern unsere Welt in einem rasanten Tempo. Viele der Veränderungen bieten umfangreiche Chancen. In Verbindung mit Stress, Krisen oder Schicksalsschlägen aber können sie die Psyche zunehmend belasten. Allein in Deutschland leiden knapp 30 Prozent der Bevölkerung an einer psychischen Erkrankung. Mit verschiedenen Maßnahmen engagiert sich die AUDI AG deshalb dafür, die mentale Gesundheit der Audianer_innen zu stärken und Betroffene zu unterstützen.
Jeder hat Psyche. Wir reden darüber!
Vor zwei Jahren hat ein Team des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus vielen verschiedenen Abteilungen, der Audi BKK, des Betriebsrats von Audi und des Klinikums Ingolstadt eine Entstigmatisierungs-Kampagne gestartet. Unter dem Motto „Jeder hat Psyche. Wir reden darüber!“ werden die Mitarbeitenden bei Kinoabenden oder Gesprächsrunden und durch Infostände, Podcasts, Flyer und Seminare dazu ermuntert, psychische Gesundheit nicht mehr als Tabuthema zu betrachten.
Audianer_innen können sich beispielsweise in einem Talk mit Expert_innen des Audi Gesundheitswesens und der Autorin Dominique de Marné über den Umgang mit psychischen Problemen informieren. Oder sie nutzen die Möglichkeit, die eigene Mental Health Story im vertrauten Rahmen mit Kolleg_innen zu teilen und so auch anderen Mut zu machen, offen über die eigene Psyche zu sprechen.
„Wir wollen mit der Kampagne erreichen, dass neugierig, wertfrei und ohne Scham oder Vorbehalt über das Thema seelische Gesundheit gesprochen werden kann“
Audianer_innen sollen sich präventiv, eigenverantwortlich und frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen können. Fachlich unterstützt wird die Initiative durch eigens entwickelte Handlungshilfen mit einem Gesprächsleitfaden und Erklärungen zu möglichen krankheitsbedingten Verhaltensweisen.
Health Guides und Trainings für Führungskräfte
Im Rahmen der Initiative „Jeder hat Psyche“ hat Audi zudem „Health Guides“ ins Leben gerufen – ein Pilotprojekt, das Gesundheitsthemen in den einzelnen Fachbereichen Gehör verschaffen soll. Im Mittelpunkt stehen die Stärkung der persönlichen und der Teamresilienz sowie das Bekanntmachen der vielfältigen Präventionsangebote. Seit Anfang Mai arbeiten in Ingolstadt bereits 17 Health Guides aus allen Geschäftsbereichen. Eine standortübergreifende Pilotierung wird gerade vorbereitet.
Zusätzliche, spezielle Coachings sollen ebenfalls dazu beitragen, die Sensibilität für psychische Erkrankungen zu verbessern. Beispielsweise schulen sich Führungskräfte bei Audi künftig mit „ovos“, einem virtuellen Rollenspiel zur psychosozialen Gesundheit. Über einen Zeitraum von sieben Wochen wird dabei geübt, welche Auswirkungen Entscheidungen von Leiter_innen auf den psychischen Gesundheitszustand ihrer Mitarbeitenden haben und wie diese die von ihnen angebotene Unterstützung wahrnehmen. Ziel des zunächst testweise durchgeführten Trainings ist es zudem, Führungskräfte auch für ihr persönliches Wohlbefinden zu sensibilisieren, um Warnzeichen im Umfeld besser zu erkennen, richtig anzusprechen und psychisch beanspruchte Mitarbeitende gezielt zu unterstützen.
Audi steht für ein starkes Gesundheitswesen
Mit den Maßnahmen und Angeboten führt die AUDI AG konsequent fort, was dem Unternehmen seit nunmehr 100 Jahren im betrieblichen Gesundheitsmanagement wichtig ist: vorsorgliches und fürsorgliches Handeln. Dazu gehört unter anderem der Audi Checkup, ein umfassendes Präventionsangebot zur Bestimmung individueller Gesundheits- und Risikofaktoren. Mögliche Erkrankungen können so frühzeitig erkannt und Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden.

Stefanie Lobers, Projektleiterin „Jeder hat Psyche. Wir reden darüber!“, Referentin im Gesundheitswesen
Ergänzt werden soll der Audi Checkup nun durch einen spezielles Mental Health Checkup. Das Pilotprojekt ist ebenfalls Teil der Kampagne „Jeder hat Psyche. Wir reden darüber!“ und startet zunächst am Standort Ingolstadt: Expert_innen im Gesundheitswesen unterstützen Audianer_innen dabei, sich mit dem eigenen psychischen Wohlbefinden bewusst auseinanderzusetzen.
Ziel ist es, sich über die eigenen persönlichen Bedürfnisse und Verhaltensmuster bewusst zu werden, um auf mögliche mentale Belastungen besser vorbereitet zu sein. Alle Gesprächs- und Beratungsinhalte unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Termine sind kostenfrei und können innerhalb der Arbeitszeit gebucht werden.
Antistigma-Preis
Für sein Engagement wurde dem Kampagnen-Team von „Jeder hat Psyche! Wir reden darüber!“ Ende vergangenen Jahres der renommierten Antistigma-Preis der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) verliehen. Die Auszeichnung, so die Begründung, sei eine „Anerkennung für das nachhaltige Engagement zur Entstigmatisierung psychisch erkrankter Menschen“.
„Mit unserer Kampagne hat sich bei Audi viel verändert. Unsere Kolleginnen und Kollegen trauen sich jetzt häufiger, über ihre Psyche zu reden und suchen viel früher das Gespräch, wenn es ihnen nicht gut geht“, betont Ute Heinrich. Mit unserer Initiative „Jeder hat Psyche“ haben wir das erste Tabu gebrochen. Wir wollen nun dafür sorgen, dass wir auch weiterhin über psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen offen und wertschätzend reden. Ein nächster Schritt sei es deshalb, das Thema auch in den Unternehmensstrukturen nachhaltig zu verankern.

Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit
Ute Heinrich ist Leiterin des Gesundheitszentrums Ingolstadt-Nord, Arbeitsmedizinerin und Psychotherapeutin
Im Interview spricht sie über die Bedeutung der seelischen Gesundheit und die ersten Erfolge der Aktionen.
Warum ist seelische Gesundheit für viele Menschen immer noch ein Tabu?
Das liegt zum größten Teil daran, dass das Thema sehr schambehaftet ist. Viele Menschen, auch Audi Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, haben Hemmungen, über ihre psychischen Probleme zu sprechen. Sie wollen oder können sich nicht eingestehen, dass sie vielleicht professionelle Hilfe benötigen. Und bei Kolleginnen und Kollegen, bei Führungskräften oder auch im Freundeskreis bestehen häufig Ängste, etwas Falsches zu sagen. Das alles kann dazu führen, dass Betroffene und ihre Familien stigmatisiert werden. Aber gerade diese Stigmatisierung verhindert oftmals eine frühzeitige Diagnostik und Therapie, obwohl psychiatrische Erkrankungen gut behandelbar sind.
Jeder Mensch kann jederzeit in eine Lebenskrise geraten …
Oft geschieht das über eine Verkettung vieler Ereignisse bis zum sogenannten „letzten Tropfen“, der eine Erkrankung auslöst. Oder aber ein einschneidendes Erlebnis stellt die gesamte Lebenssituation in Frage. Ziel von „Jeder hat Psyche. Wir reden darüber!“ war es deshalb von Anfang an, die psychische Gesundheit sehr ernst zu nehmen und darüber genauso offen zu sprechen wie über physische Gesundheit. Wir wollen Selbstwahrnehmung, Selbstfürsorge und Eigenverantwortung aller Kolleginnen und Kollegen nachhaltig stützen. Denn es gilt: Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit!
Wie beurteilen Sie den Erfolg der Kampagne?
Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass wir unserem Ziel, eine weitere Entstigmatisierung psychischer Krankheiten im Unternehmen und damit auch in der Gesellschaft zu erreichen, einen großen Schritt nähergekommen sind. Ich habe einen Mitarbeiter kennengelernt, der über zwei Jahre psychisch krank war, ohne dass jemand davon wusste und helfen konnte. Er erzählte, dass er sich nur aufgrund der Kampagne getraut hat, Hilfe zu suchen. Momente wie diese haben uns klargemacht, wie wertvoll unsere Arbeit sein kann.
Die Offenheit über mentale Gesundheit zu sprechen, scheint generell zuzunehmen?
Die Anfragen bei uns und bei allen Partnern im betrieblichen Gesundheitsmanagement steigen deutlich an. Wir haben die Unterstützungsmöglichkeiten deshalb nochmals erhöht und die Kooperation mit den regionalen Experten zum Thema psychische Gesundheit ausgebaut. Wichtig für die weitere Entwicklung ist aber auch, dass das Thema bei der Audi Unternehmensleitung und bei den Führungskräften stärker in den Fokus gerückt ist.
Wegen der Pandemie konnten viele Veranstaltungen allerdings nur digital angeboten werden.
Wir waren zunächst sehr frustriert. Digitalen Angeboten gegenüber waren wir skeptisch, weil sich die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr tatsächlich begegnen und das anschließende Netzwerken entfällt. Aber wir haben im Laufe der Zeit auch die Vorteile erkannt. Zum einen konnten wir die Veranstaltungen standortunabhängig, also sowohl für Ingolstadt als auch für Neckarsulm anbieten. Und zum anderen bietet die digitale Form mehr Anonymität. Das führt gerade bei den oft sensiblen Themen dazu, dass sich die Teilnehmenden sicherer fühlen. Wir werden unsere digitalen Angebote deshalb auch nach der Pandemie fortführen. Aber wir freuen uns vor allem auf den persönlichen Austausch in Präsenzformaten.
Sie wollen die Kampagne also fortsetzen?
Selbstverständlich. Die psychische Gesundheit der Belegschaft liegt der Unternehmensleitung und uns sehr am Herzen. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass das Thema weiterhin mit höchster Priorität verfolgt werden kann. Als Nächstes wollen wir uns unter anderem mit der Frage beschäftigen, welche Präventionsmaßnahmen hinsichtlich der psychischen Gesundheit im Unternehmen nötig sind, damit wir gemeinsam eine gesunde und leistungsförderliche Führungs- und Teamkultur gestalten können.