München
Im Fokus: der Audi e-tron triple 2020

Frederic, wie kann man sich deine Arbeit als Automotive-Fotograf vorstellen?
Frederic Schlosser: Meine Arbeit beginnt mehrere Wochen vor dem eigentlichen Fahrzeug-Shooting mit einer so genannten Director’s Interpretation. Damit versuche ich allen Projektbeteiligten ein Gefühl von der Welt zu vermitteln, die ich visuell erschaffen will. Im nächsten Schritt geht es darum, die richtige Location für die kreative Umsetzung zu finden. Ist das geschafft, werden dort unterschiedliche Winkel, die Belichtung und weitere Paramater an einem beliebigen Fahrzeug getestet und mit dem Team besprochen. Erst wenn alles passt, wird der Shooting-Termin festgelegt, an dem ich die Visualisierung dann final umsetze.
Neben der Fotografie kümmerst du dich auch selbst um die Retusche deiner Aufnahmen.
Genau. Die Nachbearbeitung macht etwa ein Drittel meiner Arbeit aus. In der Post-Production optimiere ich die entstandenen Aufnahmen so, dass sie meiner Vorstellung, der Vision und dem gewünschten Look entsprechen. Dabei geht es nicht um Verfremdung, sondern um den letzten Schliff eines Kunstwerks. Zur Post- Production gehört zwar auch, Schmutz oder störende Spiegelungen im Lack auf der Aufnahme zu entfernen und das Produkt in Form und Farbe bestmöglich abzubilden, aber erst mit dem jeweiligen Look verleihe ich dem Bild eine persönliche Note. So können beispielsweise dunkle Motive noch dramatischer und helle Motive noch freundlicher wirken.

Der Audi e-tron triple 2020 ist mit seiner extravaganten Folierung ein echter Blickfang und ein sehr dankbares Model. Wie hast du die Charakteristik des Fahrzeugs herausgearbeitet?
Das Modell ist mit seinem extrem detailreichen Design definitiv ein echter Eyecatcher! Der Audi e-tron besticht durch harte, scharfe Kanten und einen kühleren Auftritt. Diese Faktoren fließen natürlich in meine Inszenierung mit ein, da so ein Fahrzeug sehr selbstbewusst dargestellt werden kann. Der e-tron als mystischer Held und Gewinner ‒ das lässt ein gewisses Maß an Dramatik zu. Im Zusammenspiel mit der beeindruckenden Architektur der Allianz Arena ist uns so eine optimale Darstellung gelungen.
„Der Audi e-tron besticht durch harte, scharfe Kanten und einen kühleren Auftritt. Diese Faktoren fließen natürlich in meine Inszenierung mit ein, da so ein Fahrzeug sehr selbstbewusst inszeniert werden kann.”
― Frederic Schlosser, Automotive-Fotograf
Es geht also um mehr als nur das Fahrzeug.
Es geht darum, die perfekte Balance zwischen reiner Produkt-Fotografie und Emotionalisierung zu finden. Die fast schon surreale Stimmung, die eine beleuchtete Allianz Arena erzeugt, hat für unser Motiv perfekt funktioniert. Normalerweise sind die Ränge in der Arena vollbesetzt mit Fans und man spürt förmlich die energetische Atmosphäre. Bei Nacht alleine in einem leeren Stadion zu fotografieren, erzeugt dagegen eine mystische und spannende Stimmung, die man in den Aufnahmen spüren soll. Um dieses Gefühl noch zu verstärken, haben wir zusätzlich mit Nebelmaschinen gearbeitet und die Location bewässert.
Ist das richtige Storytelling entscheidend für die perfekte Komposition?
Ein Auto wird heute nicht nur als Produkt beworben. Dahinter steckt ein vollständiger Lifestyle, an dem man teilhaben möchte. Wenn man sich meine Fotos anschaut, soll diese Stimmung zum Greifen nah sein. Anhand von Einzelfotos erzähle ich eine emotionale Geschichte, in die man sich hineinversetzen kann. Dafür entwickle ich gerne einen Mix aus Hero-Bildern, auf denen das Produkt perfekt inszeniert ist, und erweiternden Fotos, die einen noch stärkeren Bezug zur Umgebung und zum jeweiligen Lifestyle herstellen. Das Gesamtpaket ist ausschlaggebend!

Audi e-tron Sportback: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 24–20,9 (NEFZ) | 25,9–21,1 (WLTP)CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
Audi e-tron Sportback: Stromverbrauch (kombiniert*) in kWh/100 km: 24–20,9 (NEFZ) | 25,9–21,1 (WLTP)CO₂-Emissionen (kombiniert*) in g/km: 0
Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.
„Ein Auto wird heute nicht nur als Produkt beworben. Dahinter steckt ein vollständiger Lifestyle, an dem man teilhaben möchte.”
― Frederic Schlosser, Automotive-Fotograf
Was spielt bei der Komposition deiner Aufnahmen eine größere Rolle, Kreativität oder Technik?
Ganz klar die Kreativität. Die Integration des Produkts in eine Kulisse, Linien an einer Fassade, die das Design des Fahrzeuges weiterführen, oder ein gezieltes Licht-Schatten-Spiel, das bestimmte Elemente am Fahrzeug hervorhebt ‒ Kreativität ist das Zusammenspiel aus sehr vielen Faktoren, die keiner großartigen Technik unterliegen. Jede noch so einzigartige Komposition kann selbst mit einem Smartphone realisiert werden. Wichtig ist das Auge und der Sinn für die perfekt ausbalancierte Gewichtung aller Elemente.
Kunst, in deinem Fall die Fotografie, entwickelt sich ständig weiter. Wie gestaltest du deine Zukunft als Automotive-Fotograf?
Im Endeffekt ist es der eigene Antrieb, der einen dazu bewegt, immer Neues auszuprobieren und noch verrücktere Ideen zu entwickeln. Ich versuche mit jedem Projekt eine visuelle Benchmark zu setzen, einen Schritt weiter zu gehen und mich selbst zu überraschen. Menschen, neue Eindrücke oder außergewöhnliche Situationen inspirieren mich. Aber auch ganz alltägliche Situationen, unperfekte, emotionale und ehrliche Momente, die eine besondere Stimmung hervorrufen, können Ideen für neue Projekte entstehen lassen. Der Zeitgeist entwickelt sich weiter, genau wie die Einstellung der Menschen. Diese Einflüsse in visuellen Stories einzubauen, ist extrem spannend für mich. Ich möchte auch in Zukunft Geschichten erzählen, mit denen Menschen sich identifizieren können, um sich einem Produkt nahe zu fühlen.

„Ich versuche mit jedem Projekt eine visuelle Benchmark zu setzen, einen Schritt weiter zu gehen und mich selbst zu überraschen.“
― Frederic Schlosser, Automotive-Fotograf