Fahrerlose Testfahrten im Reich der Mitte
Bei dem gezeigten Fahrzeug handelt es sich um ein Konzeptfahrzeug, das nicht als Serienfahrzeug verfügbar ist.
Bei dem gezeigten Fahrzeug handelt es sich um ein Konzeptfahrzeug, das nicht als Serienfahrzeug verfügbar ist.
Am Ufer des Tai Hu, des drittgrößten Süßwassersees Chinas, herrscht reges Treiben. Weit mehr als sechs Millionen Menschen ballen sich in der aufstrebenden Metropole Wuxi zwischen einer 88 Meter hohen Buddha-Statue, historischen Gebäuden und zahlreichen Spezialitätenrestaurants. Unter Expert_innen gilt Wuxi aber auch als Begriff für das IoT – das Internet of Things – und als Modellstadt für Smart Cities. Audi China testet hier das vernetzte Fahren im Zusammenwirken mit vernetzter Infrastruktur. Vor wenigen Wochen gingen die Vier Ringe noch einen Schritt weiter und schickten einen umgebauten Audi Q8 auf die Straße. Es handelte sich um die weltweit erste Demonstration des automatisierten Fahrens auf einer öffentlichen Straße mit V2X-Kommunikation.
Meilenstein in puncto Verkehrssicherheit
V2X steht für Vehicle-to-Everything. V2X-Kommunikation ermöglicht es, dass sich Fahrzeuge untereinander, mit der Infrastruktur und weiteren Teilnehmenden am Verkehr direkt vernetzen lassen. Die Funktionen sind essenziell für hoch- und vollautomatisiertes Fahren, vor allem in puncto Verkehrssicherheit. So bremst das Fahrzeug etwa automatisch als Reaktion auf andere Fahrzeuge und Fußgänger_innen, die Autofahrer_innen nicht sehen. Zudem weicht es nahenden Einsatzfahrzeugen automatisch aus und nutzt den Vehicle-to-Infrastructure (V2I)-Service „Ampelinformation“.
Tests in China „einmalige Gelegenheit“
„Audi hat mit seinen IoV-Technologien (IoV = Internet of Vehicles) einen Quantensprung nach vorn gemacht. Hier in China haben wir die einmalige Gelegenheit, diese Technologien auf der Straße zu testen und der Öffentlichkeit zu präsentieren“, sagte Michael Hofmann, Executive Vice President von Audi China für Forschung und Entwicklung. „Wir testen nicht nur zum ersten Mal weltweit das vollautomatisierte Fahren der Stufe 4 mit V2X-Signalen auf einer öffentlichen Straße, sondern nutzen auch zum ersten Mal die IoV-Technologie als tatsächlichen Input für das autonome Fahrsystem des Fahrzeugs.“
Ziel: weniger Unfälle zu Fuß und mit dem Rad
Bei der „World Internet of Things Exposition 2021“ in Wuxi präsentierte Audi entlang einer 6,5 Kilometer langen Strecke erstmals auch seine patentierten, in der Erprobung befindlichen V2I- und V2P (Vehicle-to-Pedestrian)-Technologien. Fahrzeuge sind dank V2P in der Lage zu bremsen, um einen Zusammenstoß mit verdeckten Fußgänger_innen zu vermeiden. Fachleute gehen davon aus, dass sich solche Unfälle dank des technischen Fortschritts reduzieren lassen können. Eine weitere patentierte V2P-Technologie von Audi warnt zum Beispiel vor Radfahrer_innen, die sich dem Fahrzeug von hinten nähern. Versehentliche Zusammenstöße beim Öffnen der Türen lassen sich auf diese Weise vermeiden.
V2I liefert Informationen in Echtzeit
In China stellte Audi zudem noch weitere sich in der Entwicklung befindliche V2I-Technologien vor. Warnungen vor Zufahrtsbeschränkungen ermöglichen es Fahrer_innen, frühzeitig einzugreifen, um den Kurs zu ändern und somit den Verkehr zu entlasten. V2I-basiert ist auch die Warnung vor Gegenständen auf der Straße, um rechtzeitig ausweichen können. Die Technologie hilft Unfälle zu vermeiden, indem sie dem Fahrzeug Informationen über den Straßenzustand und die Sicherheit in Echtzeit liefert.
5G-fähiges Konnektivitätsmodul im Serieneinsatz
Neue Serienmodelle für den chinesischen Markt wie Audi A7 L und Audi A6 L haben künftig ein Funkmodul an Bord, das sowohl 5G als auch C-V2X-Technologie (C-V2X = Cellular-Vehicle-to-Everything) unterstützt. Weitere Fahrzeuge werden folgen. Zu den Funktionen gehören das Audi Traffic Light Information (TLI)-System sowie die Audi Local-Hazard-Information (LHI)- und Local-Hazard-Warning (LHW)-Funktionen.
Neue Funktionen: ideale Geschwindigkeit für die „grüne Welle“
Die Audi Ampelinformation setzt sich aus den Funktionen Green Light Optimized Speed Advisory (GLOSA) und Time-to-Green zusammen. Die Technologien ermöglichen eine sanftere Fahrt und sparen Energie, weil Fahrer_innen weniger abbremsen und beschleunigen müssen. GLOSA berechnet zudem die ideale Geschwindigkeit, um in der Stadt eine „grüne Welle“ zu erwischen. Um Stop-and-Go-Verkehr zu vermeiden, schlägt GLOSA rund 250 Meter vor einer Ampel vor, die Geschwindigkeit zu verringern, um bei Grün an der Kreuzung anzukommen. Sollte ein Halt an einer roten Ampel dennoch unvermeidlich sein, blendet die Funktion Time-to-Green einen Countdown ein, der die verbleibenden Sekunden bis zur nächsten Grünphase anzeigt.