In der Verantwortung: Menschenrechte achten – die Umwelt schonen
missing translation: fa.article-intro.reading-time – 03/16/2024
missing translation: fa.article-intro.reading-time – 03/16/2024
Experten zum Thema "Sustainability Supply Chain": Johanna Klewitz, Lukas Petersik, Roland Dieling und Felix Homfeldt
Experten zum Thema "Sustainability Supply Chain": Johanna Klewitz, Lukas Petersik, Roland Dieling und Felix Homfeldt
Jeder produzierte Audi hinterlässt einen Fußabdruck. Und es liegt in unseren Händen, dass dieser Abdruck nicht nur möglichst gering ausfällt, sondern dass er – wo möglich – auch etwas Positives bewirkt“, sagt Bernd Zielke, Leiter der Steuerung des Geschäftsbereichs Beschaffung. In einem modernen Fahrzeug stecken durchschnittlich rund 3.000 bis 5.000 Bauteile von vielen unterschiedlichen Lieferfirmen. Daran wird deutlich, wie groß der Verantwortungsbereich ist, den Beschaffer_innen bei Audi haben.
Bernd Zielke: „Unser strategisches Ziel ist es, durch die Art unserer Unternehmensführung einen positiven Impact auf Menschen und Umwelt zu haben – nicht nur bei unseren direkten Zulieferbetrieben, sondern auch entlang deren Lieferkette. Damit stoßen wir weitreichende positive Veränderungen im gesamten Herstellungsprozess vom Rohstoff bis zum fertigen Auto an.“
Doch mit welchen Strukturen und Maßnahmen kann Audi diesem Ziel in der weitverzweigten Lieferkette gerecht werden? „Wir haben das Thema in drei Handlungsfelder aufgeteilt: Menschen, Innovationen und Umwelt“, erklärt Beschaffungsstratege Marco Philippi. „Und durch jedes dieser Felder streben wir danach, den Status quo in der Lieferkette gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen positiv zu verändern. Das Gemeinsame ist für uns essenziell, denn wenn wir es schaffen, dass sich unsere Partner_innen und auch deren Partner_innen gemeinsam mit uns weiterentwickeln, dann können wir entlang der kompletten Lieferkette Risiken mindern, negative Folgen möglichst reduzieren und positiv wirken.“
Ein weiteres wichtiges Instrument des verantwortungsvollen Lieferkettenmanagements ist der sogenannte Supply Chain Grievance Mechanism (SCGM). Dieser greift, wenn es Hinweise auf einen potenziellen Verstoß von Lieferant_innen gegen den Code of Conduct für Geschäftspartner gibt. Hinweise können zu jedem Zeitpunkt über das Hinweisgebersystem unter whistleblower-office@audi.de gemeldet werden. Im Berichtszeitraum wurden 145 Hinweise auf Verstöße mittels Supply Chain Grievance Mechanism im Volkswagen Konzern bearbeitet. Insgesamt wurden vier Lieferant_innen aufgrund von schweren Verstößen vorübergehend für neue Vergaben blockiert.
Ergänzt werden diese Maßnahmen beispielsweise durch das Raw Materials Due Diligence Management System (RMDDMS) des Volkswagen Konzerns. Seit 2021 berichtet der Volkswagen Konzern jährlich im „Responsible Raw Materials Report“ zu Status, Fortschritt und Zielen. Das RMDDMS fokussiert 16 Rohstoffe wie Kobalt, Leder oder Aluminium. Hier ist das potenzielle Risiko von Menschenrechtsverletzungen in den Förderungs- und Herstellungsprozessen besonders hoch. Das RMDDMS unterstützt die Identifizierung, Bewertung und Minimierung dieser Risiken und orientiert sich an den fünf Schritten der „Due Diligence Guidance for Responsible Business Conduct“ der OECD und den Anforderungen der „OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas“.
Mehr Details
Es gilt seit 1. Januar 2023 für in Deutschland ansässige Unternehmen ab 3.000 Beschäftigten, ab 2024 für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten.
Es regelt die Einhaltung von menschenrechts- und umweltbezogenen Pflichten in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette sowie im eigenen Geschäftsbereich.
Es bestraft Verstöße mit Zwangs- und Bußgeldern (bis zu zwei Prozent des Konzern-Jahresumsatzes) sowie mit Ausschluss von öffentlichen Vergaben.
Für eine zielgerichtete Dekarbonisierung geht Audi auf Basis von sogenannten CO₂-Hotspots vor. Das Team „Nachhaltigkeit Lieferkette“ hat gemeinsam mit seinen DKI-Prozesspartner_innen im Unternehmen bestimmte Materialien oder Bauteile identifiziert, bei denen mit den höchsten Einsparpotenzialen gerechnet wird. Größter Emissionstreiber in der Lieferkette bei einem Elektrofahrzeug ist dabei die Hochvoltbatterie, gefolgt von Aluminium- und Stahlbauteilen. Zusammen machen Bauteile aus diesen drei Bereichen in der Regel mehr als die Hälfte des CO₂-Fußabdrucks aus. Die meisten CO₂-Emissionen fallen aber nicht bei den direkten Lieferant_innen an, sondern in den vorgelagerten Produktionsprozessen.
Deshalb setzt Audi – zusammen mit den Unternehmen dieser vorgelagerten Produktionsprozesse – an verschiedenen Stellen auf grüne Energie bei der Produktion von ausgewählten Bauteilen. Außerdem werden CO₂-reduziertes Aluminium und perspektivisch CO₂-reduzierter Stahl eingesetzt. Recyclingkonzepte und die Verwendung von Sekundärmaterial kommen ebenfalls zum Einsatz. Sekundäraluminium spart zum Beispiel bis zu 95 Prozent Energie gegenüber Primäraluminium. Exemplarisch für das Schließen interner Recyclingkreisläufe (Circular Economy) steht der Aluminium Closed Loop, welcher über die Jahre in immer mehr Werken implementiert wurde – aktuell in Ingolstadt, Neckarsulm, Győr und dem Mehrmarkenstandort Bratislava. Die in den Presswerken anfallenden Verschnitte werden sortenrein an die Lieferant_innen zurückgegeben. Diese können das hochwertige Sekundärmaterial für die Herstellung neuer Aluminiumbleche verwenden und benötigen dadurch weniger Primäraluminium. Dass dieser Prozess funktioniert, beweist das „Chain of Custody“-Zertifikat der Aluminium Stewardship Initiative, mit dem Audi 2020 für die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm ausgezeichnet wurde.
Das „Chain of Custody“-Zertifikat bescheinigt, dass das in den Presswerken verarbeitete Material aus einer durchgängig ASI-zertifizierten Lieferkette stammt. Damit – und mit der eigenen Performance-Zertifizierung – kann der Verschnitt ebenfalls als „Chain of Custody“-konform deklariert werden. Die enge Zusammenarbeit mit den Lieferant_innen ist bei all diesen Aktivitäten eine wichtige Grundlage des Erfolgs. 2022 konnte Audi durch die Maßnahmen in der Lieferkette mit den Lieferant_innen bereits mehr als 375.000 Tonnen CO₂ bilanziell einsparen.
Mehr Details
Auf dem Weg zur klimaschonenden Mobilität nutzt Audi den Dekarbonisierungsindex* (DKI), der für alle Marken des Volkswagen Konzerns eine strategische Messgröße zur CO₂-Reduktion ist. Er bezieht die gesamte Wertschöpfungskette mit ein – von der Gewinnung von Rohstoffen und der Produktion über die Kraftstoff- und Strombereitstellung und die Fahremissionen bis hin zum Recycling.
Als weiterer Schwerpunkt im Handlungsfeld Umwelt rückt der umweltverträgliche und effiziente Umgang mit der Ressource Wasser in den Fokus.
Regionale Unterschiede bei der Verfügbarkeit von sauberem Wasser stellen eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung einer Wasserstrategie für die Lieferkette dar. Deshalb verfolgt Audi einen risikobasierten Ansatz, der die regionale Verfügbarkeit miteinbezieht. Es wird analysiert, welche Regionen hohem Wasserstress ausgesetzt sind und welche Materialien für ihre Herstellung besonders viel Wasser beanspruchen. Aus der Schnittmenge dieser Regionen und Materialien hat Audi Hotspots abgeleitet. Für diese sollen im nächsten Schritt gemeinsam mit den relevanten Lieferant_innen effektive Lösungsansätze entwickelt werden.
Um seinem Engagement weiteren Nachdruck zu verleihen, trat Audi im Januar 2023 als erster Premiumautomobilhersteller der Alliance for Water Stewardship bei. Das globale Netzwerk aus Unternehmen, NGOs und staatlichen Organisationen setzt sich für eine nachhaltigere und verantwortungsvolle Nutzung der Ressource Wasser in Zusammenarbeit mit den relevanten Interessengruppen ein.