Fünf Thesen über die Mobilität der Zukunft

Wer an Mobilität denkt, der denkt an Auto, Fahrrad oder Bus. Dabei steckt viel mehr hinter dem Begriff. Audi wirft einen Blick auf fünf zentrale Szenarien und zeigt auf, wie etwa autonomes Fahren oder der „nackte Passagier“ die Stadt der Zukunft und unser Leben umkrempeln werden.

08.05.2019 Lesezeit: 9 min

Was haben Apple-Mitgründer Steve Wozniak, die 17-jährige Roboterexpertin Anna Nixon und die Frauenrechtlerin Fatima Bhutto gemeinsam? Sie alle beschäftigen sich mit Mobilität. Und die hat nicht nur eine räumliche und eine zeitliche, sondern sehr wohl auch eine soziale und eine nachhaltige Komponente. Experten für künstliche Intelligenz (KI), Stadtplaner, Fahrzeugentwickler und Unternehmer stellen sich Fragen wie: In welchen Realitäten bewegen wir uns in Zukunft? Oder: Wie viel sind eigentlich Daten wert? Antworten werden zu Thesen – und sie alle skizzieren eindrucksvoll, wie Technologie unser ganzes Leben auf den Kopf stellen wird.

#1: Neue Technologien – Flexibilität ist die neue Intelligenz

Nach Intelligenz und Emotion ist Flexibilität mittlerweile eine der wichtigsten Eigenschaften eines Menschen, aber auch eines Unternehmens. Schon heute müssen wir uns täglich mit der Frage auseinandersetzen: Wie bewegen wir uns effizient durch Raum, Zeit und Gesellschaft?

Wir müssen Veränderungen immer schneller adaptieren und zu unserem Vorteil nutzen. Da ist es wenig überraschend, dass neue Technologien auch immer schneller Teil unseres Lebens werden. Während es Jahrzehnte dauerte, bis das Telefon Ende des 19. Jahrhunderts 25 Prozent der US-amerikanischen Haushalte erreichte, benötigte das Smartphone dafür weniger als fünf Jahre.

In der heutigen Welt ist die Fähigkeit zur schnellen Adaption von Neuem zu einer Kernkompetenz herangewachsen. Das gilt für Menschen ebenso wie für Unternehmen: Denn große Flexibilität ist wichtig, um die Entwicklungsgeschwindigkeit neuer Technologien mitzubestimmen und so den Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein.

Antikes Telefon mit Schnur
Ein Oldtimer der Kommunikationstechnik: Das Schnurtelefon. Während des 19. Jahrhunderts dauerte es Jahrzehnte bis ein Viertel der US-Haushalte ein Telefon besaß – das Smartphone hingegen brauchte weniger als fünf Jahre.

Mit Moonshot Thinking zur Innovation

Wenn man von Flexibilität in der Entwicklung spricht, kommt man an X nicht vorbei. Vor dem Hintergrund, dass nichts unmöglich ist, lebt die Forschungsabteilung der Google-Mutter Alphabet das sogenannte Moonshot Thinking. Dabei genügt es nicht, bestehende Technologien zu verbessern. Eine Idee wird erst dann zur Innovation, wenn sie mindestens zehnmal besser ist als alles, was bislang existiert.

Ein Beispiel: Um den Verbrauch eines Autos auf drei Liter Benzin pro 100 Kilometer zu beschränken, genügt es, das Bestehende zu optimieren. Eine Innovation wäre es, wenn ein Auto mit der gleichen Treibstoffmenge 1.000 Kilometer weit fahren konnte. Dafür muss aber alles vollkommen neu gedacht werden. Innovation bedeutet hier also die radikale Veränderung eines ganzen Marktes. Dabei liegt der Entwicklungsfokus weder auf der Technologie oder dem Produkt noch auf den Rahmenbedingungen. Der Fokus liegt allein auf dem Problem. Zu seiner Lösung muss oft um- oder auch quergedacht werden. Das Moonshot Thinking ist ein Weg zum Ziel.

In jedem Fall aber gilt: Um Wandel antizipieren und nutzen zu können, müssen Unternehmen Strukturen schaffen, in denen sie flexibel agieren können. Nur so können sie der Entwicklungsgeschwindigkeit von Innovationen gerecht werden. Denn alles, was wir uns vorstellen können, wird Realität werden. Und wie Mo Gawdat, CBO von X, sagt: „Entweder du baust es oder jemand anderes wird es bauen.“

Mo Gawdat

"Nimm nichts für selbstverständlich", sagt Mow Gawdat. Er ist CBO bei X, der Forschungsabteilung der Google-Mutter Alphabet. Er hat bereits mehr als 15 Unternehmen in verschiedenen Bereichen mitbegründet und blickt auf eine Karriere bei IBM Ägypten, NCR Abu Dhabi und Microsoft zurück. Darüber hinaus ist er als Vorstandsmitglied in verschiedenen Technologie-, Gesundheits- und Konsumgüter-Start-ups tätig. Gawdat ist der Autor des viel beachteten Buches Solve for Happy.

#2: Smart City und Shared Mobility – die Formel „2–50–75–80”

Vier Zahlen – eine große globale Herausforderung: 50 Prozent der Menschen leben auf nur zwei Prozent der Erdoberfläche, verbrauchen aber 75 Prozent der weltweiten Energie und sind für 80 Prozent der Emissionen verantwortlich. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn unsere Städte nur ein bisschen effizienter werden, hat das bedeutende globale Auswirkungen. Mit Shared Mobility, autonomen Fahrzeugen und dem Internet der Dinge kann eine Stadt zur Smart City werden.

Shared Mobility etwa könnte den Verkehr und die Luftverschmutzung in den Städten spürbar reduzieren. Carlo Ratti vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat ein passendes Beispiel parat: In Singapur würden 30 Prozent der Fahrzeuge ausreichen, um die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung zu bedienen. In der Theorie könnten weitere 40 Prozent wegfallen, wenn Passagiere bereit wären, ähnliche Strecken gemeinsam zurückzulegen.

Einen zusätzlichen Beitrag könnten autonom fahrende Autos leisten, da durch sie der Verkehrsfluss optimiert wird. Beim Automated Intersection Management etwa organisieren sich die Fahrzeuge nach dem „First come, first serve“-Prinzip, ohne dass Ampeln den Verkehrsfluss behindern. Alles läuft über Car-to-X-Kommunikation.

Heute wird zudem eine große Menge Energie beim Heizen und Kühlen von leeren Gebäuden verschwendet. Das Internet der Dinge könnte dazu beitragen, die menschliche Präsenz mit der Klimatisierung von Büros oder Wohnungen zu synchronisieren. Der Erfolg von Smart-City-Konzepten hängt allerdings stark von der gesellschaftlichen Akzeptanz ab. Es ist daher wichtig, die Gesellschaft am Diskurs teilhaben zu lassen, indem man sie mit diesen Konzepten experimentieren lässt.

Carlo Ratti

ist Architekt, Ingenieur, Erfinder und Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo er das Senseable City Lab leitet. Das ist eine Forschungsgruppe, die untersucht, wie neue Technologien die Art und Weise verändern, wie wir Städte verstehen, gestalten und in ihnen leben. Vom Magazin Wired wurde er in der „Smart List: 50 Menschen, die die Welt verändern werden“ hervorgehoben.

 

#3: Vernetzung – Die größte Nation auf Erden ist das Internet

Zugang zu Technologie bedeutet Zugang zu Wissen und Bildung. Technologie befeuert also unsere soziale Mobilität, sie ermöglicht uns Aufstieg und Teilhabe. Für Steve Wozniak war die beste Apple-Erfindung aller Zeiten nicht etwa das iPhone, sondern der Third-Party-App-Store. Er gab Millionen von Menschen die Möglichkeit, etwas aus dem Nichts zu schaffen und es anderen zur Verfügung zu stellen.

Überspitzt könnte man auch sagen: Das einzige, was einen Großteil der 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt über Grenzen und Religionen hinweg miteinander verbindet, ist das Internet.

Zwei Hände mit Smartphone in der Hand fotografieren
Die größte Nation auf Erden: das Internet. Mehr als 7,5 Milliarden Menschen weltweit haben einen Zugang zum World Wide Web.

Die afghanische Journalistin Fatima Bhutto sieht diese Technologie allerdings nicht nur positiv. Der Grund: In Ländern der Dritten Welt bewirken sie zwar einen Aufbruch, aber nicht zwingend auch einen Aufstieg: „Plattformen wie das Internet beruhen auf schwachen Bindungen. Denn sie fordern wenig von denen, die sie eingehen.“ – Ein Phänomen, das die meisten Menschen auf sozialen Netzwerken kennen dürften: Viele Nutzer haben Kontakte oder gar Freunde überall auf der Welt und bekommen entsprechend viel mit. Das ist erst mal etwas Gutes. Die Bilder, die sie sehen, machen betroffen, sie schaffen ein Bewusstsein. Aber die Wenigsten handeln auch.

Und wenn man bedenkt, dass 6,4 Milliarden Menschen auf der Welt Zugang zu einem Smartphone haben, aber nur vier Milliarden zu einer Toilette, so wird klar, dass es noch viel zu tun gibt. Bis in den Entwicklungsländern eine ähnliche, durch Technologie befeuerte soziale Dynamik greift, wird also noch einige Zeit vergehen und einiges Engagement vonnöten sein.

Fatima Bhutto

„Plattformen wie das Internet beruhen auf schwachen Bindungen. Denn sie fordern wenig von denen, die sie eingehen", sagt Fatima Bhutto. Sie ist eine afghanische Schriftstellerin und Journalistin. Sie kam als Tochter der pakistanischen Herrscherfamilie zur Welt, verlor jedoch früh ihre Eltern und wuchs im Exil auf. Schon mit 15 Jahren schrieb sie ihr erstes Buch und setzt sich seitdem für Minderheiten insbesondere im Nahen und Mittleren Osten ein.

 

#4: Wir überschätzen autonomes Fahren kurzfristig und unterschätzen es langfristig

„Kinder, die heute zur Welt kommen, werden nicht mehr selbst Auto fahren“, sagt Sacha Vrazic, Direktor des Bereichs Autonomes Fahren beim Zulieferer Rimac Automobili. Diese Technologie ist die Zukunft unserer Mobilität, sie wird unser Leben massiv verändern.

Der Weg dahin ist allerdings gesäumt von offenen Fragen und Hindernissen, die es zu überwinden gilt. Das geht bei der Integration in den heutigen Straßenverkehr los: Wer passt sich wem an? Die Stadt dem Auto oder das Auto der Stadt? Zu klären ist auch die Frage, wie autonome Fahrzeuge mit vermeintlich „normalen“ Autos interagieren. Werden manche Fahrzeuge Vorrang haben? Eine Möglichkeit.

Gleichzeitig ist die Adaption der Technologie an unterschiedliche Märkte eine kaum zu überschätzende Herausforderung. Denn nicht überall auf der Welt fließt und steht der Verkehr so geordnet wie in Mitteleuropa. Schon Level-3-Funktionen wie den Audi AI Staupiloten im neuen Audi A8 auch für den Verkehr in Peking oder Neu-Delhi fit zu machen, bedeutet einen enormen Aufwand. Und selbst Apple-Guru Steve Wozniak fragt, was man eigentlich von Level 3 und Level 4 hat, wenn man bereit sein muss, das Steuer als Fahrer wieder zu übernehmen.

Sacha Vrazic

Er leitet die Entwicklung des autonomen Fahrens beim kroatischen Zulieferer Rimac Automobili. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und gilt als Experte für Machine Learning und künstliche Intelligenz. Als solcher arbeitet er unermüdlich am gesellschaftlichen Wandel mit.

 

#5: Der „nackte Passagier“ ist die Zukunft unserer Mobilität

Ein reibungsloser Übergang von einem Transportsystem zum nächsten – ohne Geldbeutel, ohne Handy, ohne Ticket: Diese Vision des Seamless Transport bezeichnet Dirk Ahlborn, CEO von Hyperloop Transportation Technologies, als „nackten Passagier“.

Es geht ihm dabei nicht darum, mithilfe von Daten möglichst durchsichtig zu sein, sondern den Übergang von einem Transportsystem zum nächsten reibungslos zu organisieren. Schließlich nimmt der Transportmittelwechsel heute teilweise mehr Zeit in Anspruch als der eigentliche Fahrweg.

 

Dirk Ahlborn

„Mobilität funktioniert dann, wenn man sie nicht spürt", sagt Dirk Ahlborn. Er ist CEO bei Hyperloop Transportation Technologies. Er ist bekannt für seinen Outside-theBox-Ansatz, um Unternehmen mit Paradigmenwechseln zum Leben zu erwecken. Dabei setzt er auf die volle Kraft der Crowd Collaboration, des Internets und exponentiell wachsender Technologien.

Die Stadt der Zukunft: Ist Mobilität messbar?

Gewiss lassen sich Entfernungen, Fahrzeiten, gesellschaftliche Faktoren oder Einflüsse auf die Umwelt mit Zahlen belegen. Wenn wir Mobilität aber in ihrer Gesamtheit verstehen und daraus Schlüsse für unsere Zukunft ziehen wollen, reicht das nicht aus. Das Verständnis von Mobilität muss grundlegend überdacht werden. Denn Mobilität ist nicht nur etwas, das man schaffen kann, sondern auch etwas, das von selbst entsteht. Jeden Tag und an jedem Ort auf der Welt.

 

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